Gunar ist ein großer Denker unserer Zeit. 


Als Berufsphilosoph und Hobbydenker ist er stets auf der Suche nach „existentiellem Realitätskontakt“. Er versucht, dem Leben eine Stunde abzutrotzen, statt wie die Masse an einem „Leben der akuten Gegenwart“ vorbei zu hecheln. Das ist halt seine Affengeilheit auf die Realität, wie er selber sagt.


Eigentlich berufen zum Philosophen und Weltgeschichtler hat er sich in die engen Gänge eines Provinzgymnasiums verirrt, um im Sisyphus`schen Versuch die leichtfertige und schnelllebige Jugend für hohes Gedankengut zu sensibilisieren. 

Stets ausgerüstet mit seinem grünen James-Bond-Aktenkoffer, einer Douglas-Tüte mit Zaziki-Zwischenmahlzeit und einer wieder verschließbaren Weinflasche gefüllt mit Milch, bestritt er täglich seine nahezu aussichtslose Mission. 

Er warnte vor der bösen Normalität der Pommes-Tüten-Wegwerfer und Bierflaschen-Hinsteller auf dem Parkplatz hinter der Schule (und das lange vor Greta). 

Er machte auf existentielle Furcht kompensierende Käufe im Reformhaus aufmerksam und beschrieb den "konformen Nonkonformismus" der Bluejeans. 

Vor allem wusste er um das Schweigen des Willens im staunenden Anblick des Eisvogels an der Ruhr. 


Gunar ist einer der schrägsten – und zugleich faszinierendsten – Vögel, denen ich je begegnet bin. 


Manch einer hält ihn für einen kauzigen und weltfremden Eigenbrötler. Doch Begegnungen mit ihm sind echte Bereicherung. Er hat das Zeug, Salz in der Suppe des Lebens zu streuen...